Ratgeber
Among Us!: Ist das Suchtspiel für Kinder wirklich geeignet?
Among Us! hat aktuell Millionen aktiver Spieler. Einige Eltern machen sich daher reichlich Sorgen.
INHALTSVERZEICHNIS
Among Us! ist Thema: Das Suchtspiel hat aktuell Millionen aktiver Spieler und ist der Gewinner der Apple App Store Spiele-Charts 2020. Im Play Store von Google sieht die Sache nicht anders aus, bei Streaming-Portalen ebenfalls nicht. Das kleine, große Spiel rund um die Themen Reden, Lügen und Morden ist zudem bei Influencern auf YouTube nicht mehr weg zu denken.
AppGamers hat den Erfolgstitel bereits ausführlich in einem Artikel und Spieletest vorgestellt. Heute soll es um die durchaus berechtigte Frage gehen, ob das Spiel uneingeschränkt für Kinder geeignet ist und ab welchem Alter dies der Fall sein mag.
Among Us! Suchtspiel als Gefahr für Kinder
Das Spiel kann kostenlos aus dem App Store von Apple und Play Store von Google geladen werden, was selbstverständlich viele Downloads generiert. Nach Angaben der Produktbeschreibung im Software Shop des iPhone-Herstellers ist die Simulation für Spieler ab einem Alter von 9 Jahren aufwärts geeignet. Die Altersangabe wirft angesichts der Inhalte des Spieles durchaus Fragen auf.
Publisher InnerSloth hält sich sicherlich an die Richtlinien von Apple, daran besteht kein Zweifel. Ob die Einstufung dennoch wirklich zutrifft, sein dahingestellt. InnerSloth bietet sein Spiel gratis an, hat dieses allerdings mit In-App-Angeboten ausgestattet und wird mit diesen reichlich Geld verdienen. Die Preise der In-Apps reichen von 2,29 Euro bis 3,49 Euro.
Kartenspiel „Die Werwölfe vom Finsterwald“
Der Überflieger in den Software Shop der Handy-Hersteller weist starke Parallelen zu dem Kartenspiel „Die Werwölfe vom Finsterwald“ auf. Bei diesem geht es um ein kleines Dorf, das von Werwölfen heimgesucht wird, die sich als ganz normale Einwohner tarnen. Die Bewohner des Dorfes stehen nun vor der Herausforderung, die Werwölfe identifizieren und ausschalten zu müssen. Die Werwölfe wiederum sollen als einzige überleben und alle Widersacher ausschalten. Wer gewinnen will, muss seine Mitspieler glaubhaft belügen und beeinflussen.
Ein Spielprinzip, mit dem sich vermutlich sogar bekannte Politiker weltweit identifizieren können. Das Konzept kommt zumindest prima an und wurde von InnerSloth bereits 2018 als Spiel veröffentlich. Der Durchbruch erfolgte dann im Sommer 2020 aufgrund beliebter YouTube-Influencer.
Among Us! Spielprinzip Einsteigern erklärt
„Among Us“ ist eine Kombination aus Simulation und Strategiespiel für bis zu zehn Spieler. Die bekannteste Karte spielt auf einem Raumschiff. Eine Runde dauert normalerweise zwischen zwei und zehn Minuten. Spieler bekommen vor dem Start einer Runde eine von zwei Rollen zugewiesen: Entweder sind sie Crewmitglieder (Crewmates) und müssen diverse Wartungsarbeiten an dem Raumschiff erledigen.
Derart füllen sie eine Fortschrittsleiste auf. Ist diese voll, haben sie gewonnen. Außerdem gewinnen die Crewmates, wenn sie alle Betrüger (Impostors) in der Spielrunde enttarnen. Von besagten Imposters sind pro Runde einer oder zwei vorhanden. Ihre Aufgabe besteht darin, die Crewmates zu sabotieren oder zu töten. Sie haben die Runde für sich entschieden, wenn es nur noch so viele Crewmates wie Imposter gibt.
Spiel um Reden, Lügen, Betrügen und Morden
Ein Crewmate hinterlässt nach dem Ableben eine Leiche und wird zum Geist. Wird der tote Körper von einem anderen Teammitglied entdeckt, kann er ein Notfalltreffen einberufen. Die Spieler müssen dann diskutieren und demokratisch entscheiden, wer der Anwesenden ein Impostors ist und den Mord begangen hat. Der vorgeblich Schuldige wird dafür aus dem Raumschiff geworfen. Ein wenig erstrebenswertes Ende, wodurch es zu jeder Menge Lügen und Anschuldigungen kommt.
Die Idee kommt an: In den vergangenen 30 Tagen haben das Spiel durchschnittlich fast 95.000 Menschen täglich am PC gespielt. Die Spielerzahlen von „Among Us“ schossen ab Anfang Juli 2020 rapide in die Höhe, als einige amerikanische Streamer das Spiel entdeckten. Von da an stiegen die Spielerzahlen des Geheimtipps massiv an und schließlich landete „Among Us“ auch immer häufiger auf den Handys der Kinder und Jugendlichen hierzulande.
Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) schweigt
Die bunten Figuren, die sich auf dem Raumschiff gegenseitig sabotierten und ermordeten lösten bei vielen Eltern verständlicherweise die aus, ob das Spiel zu brutal für Kinder sei. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK), die Videospiele in Deutschland einstuft, hat zu „Among Us“ bisher keine Wertung abgegeben.
Auf europäischer Ebene vergibt das niederländische Institut für die Klassifizierung audiovisueller Medien das sogenannte Pegi-Rating – und empfiehlt „Among Us“ für Kinder ab sieben Jahren. In der Begründung zur Einstufung heißt es: „Es gibt eine milde Gewaltdarstellung im Spiel, die gegen Zeichentrickfiguren in Raumanzügen ausgeübt wird. Die Gewalt ist, ebenso wie die Reaktionen darauf, nicht realistisch.“
Fazit: Eltern müssen sich keine Sorgen machen
Das Spiel darf sich neuerdings sogar als Preisträger rühmen: Der Verein „Studio im Netz e.V.“, der alljährlich die pädagogisch wertvollsten Computerspiele für Kinder und Jugendliche kührt, zeichnete „Among Us“ mit dem Pädagogischen Jugendpreis aus. Die Jury lobte das „stetige Misstrauen, dass man den Anderen gegenüber an den Tag legen muss“ und die „innovative Gruppendynamik“. Darüber kann man streiten, man muss es aber nicht.
Für Eltern zählt die Information, dass „Among Us!“ kein ernsthaftes Potential hat, Kinder zu schaden oder zu traumatisieren. Die Website „spielbar.de“, die von der Bundeszentrale für politische Bildung betrieben wird, empfiehlt das Spiel allerdings erst ab 10 Jahren, „weil es eine gewisse Kommunikationskompetenz voraussetzt, um Fähigkeiten wie Pokern oder Bluffen zu verstehen und zu nutzen“.
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