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So hat eSport die Branche verändert
Vom Amateursport in die Profiliga aufsteigen.
eSport: Vom Amateursport in die Profiliga aufsteigen – den Traum haben bereits Generationen von Athleten geträumt. Doch während bis vor wenigen Jahren Zirkeltraining, Muskelkater und schweißtreibender Ausdauersport fast untrennbar damit verbunden waren, steht heute der eSport bei vielen Fans im Vordergrund.
Auf dem Handy, dem Tablet und der Konsole werden Fußballspiele, Auto- und Motorradrennen und ganze Schlachten ausgetragen. Obwohl sich vor allem auf olympischer Ebene etliche Sportfunktionäre noch nicht dazu durchringen können, virtuellen Sport als ernst zu nehmende Disziplin anzuerkennen, sind die Ligen und Weltmeisterschaften nicht aufzuhalten. Selbst bei den Buchmachern von Sportwetten sind eSports begehrt.
Der Klassiker unter den traditionellen Disziplinen in virtueller Form ist die 1993 ursprünglich als Begleitung zur Weltmeisterschaft 1994 in den USA herausgebrachte FIFA. Das Interesse an dem Videospiel übertraf alle Erwartungen und schon bald gab es immer neue Ausgaben. Mittlerweile warten Millionen von Fans weltweit darauf, jeweils ab dem Herbst die alljährlich erweiterte und verbesserte Version zu zocken. Die FIFA-eCup Weltmeisterschaft ist eines der großen Ereignisse des eSport-Jahres, und in der virtuellen Bundesliga sind fast alle der renommierten Clubs mit einem eigenen Team vertreten.
Dass sogar die Superstars im echten Fußball die Simulation ernst nehmen, zeigt sich an dem Einsatz der Kicker. Der Brasilianer Wendell Lira war der erste Profi, der nach dem Abschied vom Rasen stattdessen beruflich auf der Konsole zum FIFA-Spieler wurde.
Der ehemalige Barcelona-Verteidiger Gerard Pique ist statt zum Spieler zum eigenen Liga-Besitzer geworden. Er gründete gemeinsam mit dem Entwickler des FIFA-Konkurrenten ProEvolution Soccer (PES) „eFootball Pro“. Vertreten sind dabei unter anderem Teams von Bayern München, Schalke 04, Juventus Turin, Manchester United und Barca.
Vielversprechenden Nachwuchs auf der Konsole fördert der ehemalige niederländische Fußballstar Ruud Gullit. Im „Team Gullit“ werden talentierte FIFA-Zocker trainiert, die noch keinen Clubvertrag haben. Der legendäre brasilianische Kicker Ronaldinho hat mit „R10“ sein eigenes FIFA-Team, und die eSport-Mannschaft von Mesut Özil heißt „M10 eSports“. Antoine Griezmann und sein Bruder Théo haben „Grizi eSport“ gegründet, und Bernd Leno steckt hinter dem 2019 ins Leben gerufenen „Leno eSports“.
Obwohl die meisten Fußballprofis ihren Schwerpunkt auf der Konsole in ihrem eigenen Sport haben, können auch andere eSports mit Unterstützung einiger dieser Teams rechnen. Der mehrfache Weltfußballer Ronaldo ist Miteigentümer des „CNB e-Sports Club“, bei dem der Schwerpunkt auf League of Legends und CS:Go liegt.
Als eSport offiziell anerkannte Strategiespiele und Shooter gehören neben Poker und PES zu den bevorzugten Zeitvertreiben von Superstar Neymar. Der brasilianische Stürmer, der 2017 als teuerster Einkauf aller Zeiten zum französischen Meister Paris St Germain gewechselt war, kickt demnächst in Saudi-Arabien, was ein ortsunabhängiges Hobby umso wichtiger macht. Der englische Nationalmannschaftskapitän Harry Kane, der von Tottenham Hotspur zu Bayern München wechselt, ist ebenfalls ein Fan von eSports. Er daddelt mit Vorliebe Fortnite.
Was die möglichen Siegerprämien im eSport angeht, liegt im Vergleich zum traditionellen Profisport der Fußball hintenan. Der Gewinner im FIFA-eCup erhält 250.000 US Dollar für seinen Triumph. Erster deutscher Weltmeister auf der Konsole war 2019 der damalige Werder-Bremen-Profi Mohammed „MoAuba“ Harkous, der inzwischen für den Schweizer Fokus Clan daddelt. Um Millionenbeträge geht es dafür bei den Megahits unter den ESport-Games.
Dabei führt seit Jahren mit weitem Abstand Dota2. Die meisten superreichen Zockern haben ihr Vermögen dem seit 2011 als internationales Turnier ausgetragenes Spiel zu verdanken. In der ersten Ausgabe von „The International“ ging es insgesamt um 1,6 Millionen Dollar Preisgeld. Zehn Jahre später zockten die weltbesten Profis bei „The International 2021“ um insgesamt 40 Millionen Dollar.
Bei Fortnite geht es ebenfalls seit Jahren um achtstellige Gesamtsummen. Die Fortnite World Cup Finals sind in separate Preispools für Solospieler und Duos aufgeteilt. Der Solo-Pool 2019 lag bei insgesamt 15,3 Millionen Dollar. Davon gingen allein 3 Millionen an den Gewinner, einen 16 Jahre alten Zocker mit dem Spieleralias Bugha.
Call of Duty ist ein weiterer Klassiker, bei dem es um Millionensummen geht. Das Game, das sowohl in Teams wie als Ego-Shooter gezockt werden kann, wird seit 2008 auch in Turnierform ausgetragen. Das erste Preisgeld lag bei insgesamt 15.000 Dollar. Zwölf Jahre später lag der Pool bereits bei 4,6 Millionen Dollar.
Doch sogar ohne Supertalent oder große Ambitionen ist eSport ein Gewinn. Genau wie bei herkömmlichen Sportarten ist der soziale Aspekt nicht zu unterschätzen. Selbst wer sich nur im heimischen Wohnzimmer mit einem Ego-Shooter unterhält, ist Teil einer internationalen Gemeinschaft. Die meisten der populärsten Games werden zudem als Mannschaft gezockt, wobei ausgefeiltes Zusammenspiel erforderlich ist. Auf den Streamingplattformen wie Twitch finden sich ganze Fangemeinschaften zusammen, und Chatfunktionen machen es leicht, Gleichgesinnte zu finden. Auch die Übertragungen von Turnieren verbinden Fans.
Um gemeinsam seine Helden anzufeuern und zu bejubeln, muss man nicht mehr nebeneinander im Stadion oder vor dem Fernseher sitzen. Freundschaften und Mannschaftszugehörigkeiten über Ländergrenzen und Zeitzonen hinweg: eSport macht es möglich, ob mit oder ohne Traum von der Profikarriere.
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