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Uber sorgt für Streit
App und 900 Millionen Euro Kapital sorgen Taxiunternehmer.
Eine App mit 900 Millionen Euro Kapital von Investoren im Rücken sorgt für Existenzängste bei Taxiunternehmern. Uber lautet der Name der App, die Privatleute zu Taxifahrern macht und heute Tausende von Droschkenkutschern in Berlin, London, Paris und Madrid zu recht verkehrshemmenden Protesten bewegte. Die Kollegen von der fahrenden Zunft fürchten um die Zukunft ihrer Branche. Nicht wirklich zu Unrecht, wobei Aussagen wie „Sie wollen uns umbringen“ wohl doch etwas fantastisch sind. Wir sind als Studenten auch Taxi gefahren und kennen uns in der Branche aufgrund persönlicher Kontakte gut aus. Daher haben wir uns dazu verleiten lassen, einen Kommentar zu Uber und den wütenden Protesten zu schreiben. Mitlesenden Ex-Kollegen sagen wir gleich, dass sie mit der Kritik nicht gemeint sind.
Uber ist ein Startup aus dem sonnigen San Francisco. Dort ist das Wetter schön und das Kapital von Investoren sitzt locker. Satte 900 Millionen Euro frische Finanzmittel hat sich Uber letzte Woche besorgt, um die Expansion in Europa zu beschleunigen. Bislang operiert Uber in rund 20 europäischen Städten und greift dort direkt die Taxizunft an. Uber hat Minicabs, bei uns „Mietwagen“ oder Minicars genannt, besonders gern als Partner, da diese im Gegensatz zu Taxen zu Festpreisen fahren. Kein Taxameter, sondern vor der Fahrt vereinbarte Preise.
Uber besorgt per App und Kartenanzeige den Minicabs Kunden, berechnet im Vorwege den Fahrpreis, der Fahrer des Cabs muss dann nur noch von A nach B fahren. Uber erhält für die erfolgreiche Vermittlung eine Provision von 20 Prozent. Fahrgäste zahlen bei Fahrten mit einem Minicab im Durchschnitt 20 bis 40 Prozent weniger als bei Taxis. Eine gute Sache für alle Beteiligten. Nur halt für den Taxen nicht, die schauen unerfreut aus der Wäsche.
Das Taxigewerbe hat es auch wirklich nicht leicht. Die Kilometerpreise steigen Jahr für Jahr, der mangelnde Service der Fahrer wird immer öfters kritisiert, die Fahrgäste werden weniger und dann ist da noch diese verflixte neue Technik. Zuerst myTaxi, jetzt Uber, ein Elend. Ach, wie schön war es doch, damals, als Unternehmer und Fahrer eine Sprache sprachen, und zwar Deutsch, die Pferde im Stadtbild weniger wurden und die Welt noch in Ordnung war. Dann kamen erste Mitbürger aus Ost- und Südosteuropa und belebten das Gewerbe, nur wenige Jahre später prägen Fahrer südeuropäischer, arabischer und sogar afrikanischer Herkunft das farbenfrohe Bild der Taxistände.
Das ist ja auch gar nicht schlimm, so denn Servicequalität, Benehmen und, ganz wichtig, Ortskundewissen vorhanden sind. Ist es häufig nicht, lautet unser subjektives Urteil als Taxikunden in Hamburg. Kurze Zeit später fiel dann auch noch die Farbe Elfenbein dem Fortschritt zum Opfer und ja, es wurden sogar sehr halbherzige Versuche unternommen, den Newcomern mit eigenen Apps Paroli zu bieten. Diese sehen allerdings aus, als hätte sich Windows 3.11 auf die Smartphones verirrt und lassen sich auch genauso bedienen. Nicht schön, solche Apps.
Uber ist keine Bedrohung
Sind nun Uber und Konsorten eine Bedrohung für das Taxigewerbe? Leider nicht. Es wäre nämlich in der Tat wünschenswert, wenn sich die deutschen Taxen mal wieder ihrer Vergangenheit erinnern würden. Saubere Fahrzeuge, gepflegte Fahrer mit guten Sprach- und Ortskundekenntnissen und, ganz wichtig, von dem Bedürfnis beseelt, dem zahlenden Kunden einen Service zu verkaufen. Man soll nicht alle Unternehmen und Fahrer über einen Kamm scheren, doch oben genannte Punkte sind selten geworden. Uber bedient das Bedürfnis nach Qualität im Taxengewerbe. Eine Gefahr ist das sicher nicht. Aber eine Ermahnung.
Taxigewerbe technik-faul
Sollte Uber wirklich zu einer Bedrohung werden, dann liegt das einzig und allein an einem Taxigewerbe, das bereits vor Jahren viele wichtigen Entwicklungen der Zukunft verpennt hat und sich nun laut schreiend gegen die eigene Inkompetenz zur Wehr setzen möchte. Ein recht unlogisches Betragen. Uber und myTaxi sind cool, entsprechen der „Generation Facebook“ und sind irgendwie auch sexy. Drei wichtige Aspekte, die so überhaupt nicht auf die deutsche Taxizunft und deren, so denn vorhanden, Apps passen.
Proteste als Werbung
Die Investoren von Uber können sich über den heutigen, europaweiter Protest freuen: Uber ist auf Platz der Kategorie „Reisen“ im App Store von Apple. Was für einen famosen Werbeeffekt doch Proteste einer rückständigen Branche haben können.
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